[:de]Februar 2010:
Als wir den Dach- oder besser Krämerladen verlassen, wartet draußen schon ein Mann. Mr. Bong kommt mit ihm ins Gespräch und Endru und ich gesellen uns dazu. Der Mann nicht etwa „nur“ eine Art Bürgermeister, sondern der Commune Council Leader (Gemeinderat Vorsitzender), eine sehr einflussreiche Person. Der Umstand, dass er Bareebo und uns um Hilfe bittet, zeigt die Stellung, die wir bereits nach wenigen Tagen für Bareebo und uns hier geschaffen haben. Dieses Vitamin-B ist unbedingt nötig, um bestimmte Hilfen überhaupt erst in Gang bringen zu können. Beste Voraussetzungen natürlich auch für uns.
Der Commune Council Leader berichtet von zwei Familien, die nach Banan umgesiedelt werden sollen. Da sie joblos und bettelarm sind, ist bereits vorgezeichnet, dass sie keinerlei Startchancen in ihrer neuen Umgebung haben. Sie werden zwei weitere Tragödien werden. Der CC-Leader versucht seit Wochen alles, um irgendeine Chance für die Familien zu finden. Sie werden mit ihren Kindern ohne Dach über dem Kopf in der nächsten Regenzeit sein, ein unhaltbarer Zustand, den mit Sicherheit nicht jedes Familienmitglied überlebt. Auch, wenn wir keine Zeit mehr haben die noch etwa 50 Km entfernt lebenden Familien zu sehen, bieten wir dem CC-Leader sofort und unkompliziert unsere Unterstützung an. Abgesehen von der Tragödie, die wir dadurch vermeiden, würde bei einer Absage unsererseits der CC-Leader und auch Mr. Bong sein Gesicht verlieren und eine Zusammenarbeit in dieser Region wäre über Jahre erschwert.
Wir fordern, dass die Gemeinde den neuen Mitgliedern das entsprechende Grundstück zur Verfügung stellt. Dafür kümmern wir uns um eine Hütte für jede Familie und unser bewährtes Gartenset zur Selbstversorgung. Mr. Bong und David werden die Berichterstattung und die Betreuung der beiden Familien übernehmen und sie müssen die beiden Projekte für uns umsetzen. Alles Weitere werden wir im nächsten Jahr sehen, natürlich stehen die beiden Familien ganz oben auf der Checkliste.
Hier einige Infos vom 6.Feb 2010:
Der Bürgermeister, Bong und ich (David) wollten die Familien besuchen, die Doan Mee-uh verlassen müssen. Wir trafen nur eine der Familien an, die andere war in Battambang auf der Suche nach Reis. Wir lernten dafür aber eine dritte Familie kennen, die auch am Standort der vorgenannten Familien lebt und der es ebenfalls dort sehr schlecht geht. Bong und ich sind der Meinung, dass die 800,- §, die Ihr uns für die zwei Familien gegeben habt auch reichen werden, die dritte mit umzusiedeln und mit einigen Basics auszustatten (Küchenkit, Gartenkit etc.), vorausgesetzt die Familien arbeiten zusammen.
Ein Geschwisterpaar, von dem uns der Bürgermeister erzählt hatte, kam 2001 ursprünglich aus der Provinz Kompong Speu. Beide heirateten und gründeten Familien. (siehe Familie Kong Tue-it). Sie hatten Arbeit auf einer Orangenplantage und wurden in Form von Reis und einem Platz zum Leben entlohnt. Die Familien suchten weitere Nahrungsmittel in der Umgebung. Nachdem im letzten Jahr aus ungeklärten Gründen die Mehrzahl der Orangenbäume abgestorben sind, mussten sie das Land der Plantage verlassen und haben nunmehr kaum genug zu essen. Sie fragen sich, was weiter aus ihnen werden soll. Nachdem wir eine Stunde mit den Familien gesprochen haben, gingen Herr Bong und ich zu einem Treffen mit dem Bürgermeister. Wir wollten erfahren, ob die Kommune bereit sei, den Familien Land zu geben. Es wurde entschieden, dass die Familien in der Nähe eines neuen Kanalprojektes siedeln dürfen, was auch die Gartenbewässerung sehr vereinfachen dürfte (siehe Fotos).
Beide Familien waren völlig aus dem Häuschen, bei der Aussicht ein Haus bauen zu können und Unterricht in Hühnerhaltung und Gartenanlage zu erhalten. Sie meinten, dass es möglich sein würde, drei Häuser zum Preis von zweien zu bauen, denn sie würden alle zusammenarbeiten und das Material suchen. Sie waren sehr glücklich und motiviert. Wir haben eine kurze Übersicht über die beteiligten Personen angefügt. Wir werden diese noch verbessern können, sobald Bong seine Unterlagen überarbeitet hat.
- Die Familie Chalm: Ohne Wände, Dach oder Plastikfolien leben die Eltern mit ihren sieben Kindern auf 2qm ohne Schutz vor den Elementen. Dies ist eine der schlimmsten Behausungen, die ich in meiner Zeit in Kambodscha zu sehen bekommen habe (siehe Fotos). Hauptnahrungsmittel der Familie ist Reisbrei, der aus Reisabfällen gewonnen wird. Sofern sie Arbeit finden, arbeiten die Eltern im nahegelegenen Wald oder auf Farmen. Ich schätze die Kinder sind zwischen fünf Monaten und acht Jahren alt. Zwei der Kinder gehen in die Schule. Die Situation ist wirklich sehr schlecht. Bong und ich planen deshalb die Familie in das Budget für ursprünglich zwei Familien einzuschließen. Wir sind sicher, dass das gut klappen und immer noch für alle von großem Vorteil sein wird.
- Die Familie Kong Tue-it: Die Eltern und ihre beiden kleinen Töchter teilen sich mit einer weiteren Großfamilie eine Hütte. Der Vater ist einer der o.g. Geschwister aus Kompong Speu, die wegen der Arbeit in der Orangenplantage gekommen waren. Auch diese Familie lebt von Nahrung, die sie in der Umgebung finden und dem besagten Reisbrei. Gelinde gesagt, ist ihre Situation sehr schwierig. Sie sind aber hochmotiviert durch eigene Arbeit und mit Hilfe von ein oder zwei Freunden ihre Situation zu verbessern.
- Diese Familie konnten wir noch nicht antreffen, sie waren wie schon gesagt in Battambang auf der Suche nach Reis für ihre Familie.
aktuelle Informationen aus Kambodscha vom 18.Feb.2010:
Es haben uns gerade die ersten Photos erreicht. (erste Bilder) David war so lieb und hat uns diese gesendet. Es sind doch 3 Familien, die umgesiedelt werden müssen und die dank unserer Hilfe ein Dach über dem Kopf und einen Garten zur Selbstversorgung haben werden.
Übersetzung des Reports von David:
Dieses Projekt war sehr zeitraubend und anspruchsvoll. Die drei Familien haben sehr hart versucht, das Beste aus ihrer sehr schwierigen Situation zu machen. Ihr Leben ist natürlich noch immer nicht einfach, hat sich aber markant verbessert, seit sie in unserem Projekt betreut werden. Alle drei haben ihre Hütten fertig, der eine Vater hat eine Arbeit als Tagelöhner gefunden, die Kinder gehen zur Schule und alle drei besitzen nun wenigstens Regenwasserbehälter.
Mr.Bong hat einen Betrag von $ 40,- zur Verfügung gestellt, davon konnten beispielsweise die Wasserbehälter und andere wichtige Sachen angeschafft werden. Dieses Geld ist nur geliehen und wird langsam wieder zurück gezahlt. Wenn es komplett zurückgezahlt wurde, kann es von den drei Familien für wichtige Anschaffungen wieder geliehen werden. So lernen die Familien zu sparen, zurück zu zahlen, zu planen und verschafft ihnen langsam aber sicher einen eigenen Hausstand. Bei einem Treffen, sagte Bong, sie sollten sich nun um einen Garten kümmern und um einen Zaun, damit wir mit einer kleinen Hühnerhaltung beginnen können. Diese Familien verfügen über wenig oder keine Bildung und sie wissen nicht alleine, wie diese Sachen zu bauen und zu Handhaben sind. Bong fragte die Familien, ob sie in der Lage wären die “saure Suppe” (eine traditionelle Spezialität in Kambodscha) zu kochen. Alle sagten, ja, das können wir. Bong verlangte nun, dass sie Schritt für Schritt erklären sollten was dafür notwendig sei (das Gemüse sammeln, den Fisch fangen, das Brennholz sammeln, etc…) und wer für welche dieser Arbeiten verantwortlich sei. An diesem Beispiel sollten sie lernen einen Prozess zu planen. Nach etwa einer Stunde hatten sie verstanden, warum und wie man einen Plan macht.
Nun sind alle Familien bereit einen Plan für die Errichtung des Zauns und die Eröffnung einer kleinen Hühnerzucht zu machen. All diese drei Familien haben ein sehr hartes Leben, aber es ist durch uns im Begriff sich dramatisch zu verbessern. Noch diesen Monat werden wir mit dem eigenen Garten und der Hühnerzucht beginnen. Eine Frau der Familie hat Ihren alten Großvater ebenfalls in ihr neues zu Hause geholt. In einer Periode von sehr heißen Tagen, zwei Wochen lang ständig über 40 Grad, sah Mr.Bong den alten Mann (siehe Photo) . Er kam zurück und sagte mir, der alte Mann würde keine 5 Tage mehr überleben – drei Tage später war er tot. Mr. Bong hat leider große Erfahrung mit dem Sterben. Er sah bereits hunderte Menschen kurz vor Ihrem Tod. Dieser alte Mann, so Bong, zeige alle Anzeichen dafür, bald aus dem Leben zu gehen und das tat er auch. Die Familie hat nun während sie in unserem Projekt sind einen Tod und eine Geburt miterlebt, hier in Kambodscha ist es nur ein schmaler Grad zwischen Leben und Tod.
Ausgaben
Material | Kosten/$ |
Baumaterial Hütte 1. Familie | 400,00 |
Baumaterial Hütte 2. Familie | 400,00 |
Gesamt | 800,00 |
Stand-22.8.2010-aktueller-Report-direkt-aus-Kambodscha-Übersetzung[:]
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