[:de]P1090195Wieder fahren wir weit raus. Die Village Leaderin will uns zwei Witwen zeigen und hofft, ihnen damit irgendwie ein Stück in ihrem Schicksal zu helfen. Sie wohnen nebeneinander.

Die erste ist 53 Jahre alt. Sie lebt alleine. Sie sieht gepflegt aus, aber scheint mental stark angeschlagen. Ihre Augen sind entzündet und nervös. Wir haben unzählige Sonnenbrillen dabei. Eine Sonnenbrille schützt nicht nur die Augen, sie beruhigt sie auch.

Wir werden in der Nähe am 12.Feb ein größeres Augenscreening machen und nehmen sie schon mal in das Programm auf.

Wir versuchen heraus zu bekommen, was die Ursachen für den schlechten mentalen Zustand um daraus vielleicht einen Ansatz einer Hilfe abzuleiten. Sie hat vor einigen Jahren ihren Mann verloren und lebt seither alleine. Ihre drei Söhne sind nicht nur keine Hilfe, sie sind eine große Belastung. Der eine Sohn hat keinen Kontakt mehr zu ihr und versucht an der thailändischen Grenze seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Die anderen beiden sind „Gängster“, wie es Mr. Bong uns übersetzt. Sie sind Kriminelle und lassen sich ab und an bei ihrer Mutter sehen. Bei diesen Besuchen stehlen sie, machen großen Ärger in der kleinen Siedlung, in der die Mutter wohnt und verbreiten Angst und Schrecken.

Wir sehen einen Wasserfilter und fragen, ob sie ihn nutzt und welches Wasser sie grundsätzlich trinkt. Sie zeigt uns einen Jar (Behälter) des Nachbarn, hier darf sie sich täglich etwas entnehmen. Der Wasserfilter entpuppt sich als Mogelpackung, er hat überhaupt kein Innenleben.

Die Frau steht alleine da, hat nichts, keine private Infrastruktur, kein Einkommen, ist alt und hat jegliche Lebensmut verloren. Hinzu kommt die Angst vor den eigenen Söhnen und der daraus resultierenden sozialen Abgrenzung, denn auch die anderen haben diese Angst. Immer, wenn die Sprache auf ihre Söhne kommt, fängt sie an zu weinen. Jeden Tag ist sie zudem darauf angewiesen, dass ihr jemand aus der Nachbarschaft etwas Essbares zu gibt.

Die Nachbarin ist 50 und scheint zumindest mental stabiler zu sein. Auch ihr geht es sehr schlecht. Wir versuchen herauszufinden, welche Probleme vorliegen und wie wir da vielleicht ansetzen können. Wir entscheiden uns beiden zu helfen, zumindest mit den grundlegenden Dingen.

Ihr Sohn kommt alle paar Tage und kümmert sich mit bescheidenen Mitteln um seine sie. Er gibt ihr mehr oder weniger konstant etwa $ 25,-/Monat. Sicherlich geht es ihr deutlich besser als der Nachbarin, aber sicher schlecht genug, als dass wir hier nicht beiden unter die Arme greifen sollten.

Auch sie darf sich das Wasser aus dem Jar (Wasserbehälter) des Nachbarn nehmen. Es ist Wasser aus dem nahegelegenen Stausee, also kein sauberes Wasser. Da sie immer die gleiche Wasserquelle nutzen, bietet sich der Einsatz eines Bio-Sand-Filters an. Wir entscheiden uns dazu, dass sie sich einen BSF teilen. Die mental stabilere Frau ist durchaus in der Lage, eine Schulung im Umgang mit BSF zu bekommen und wir zeichnen sie für diesen verantwortlich.

 

 

Unsere Maßnahmen im Einzelnen:

Maßnahmen Menge
– Bio-Sand-Filter 1 60,-
– Kitchen-Set (Teller, Tassen, Gabeln, Messer, Fischsoße, etc) 2 58,-
– Schlaf-Set (Decke, Kissen, Bastmatte, Moskitonetz) 2 62,-
– Reis 200 Kg 2 90,-
– Kleider 2 30,-
– Schuhe 2 15,-

Gesamtaufwand: € 315,-

Fazit: Unsere kleine Emergency-Hilfe wird sicher nicht ihre grundsätzliche Situation ändern, aber dafür waren wir im Rahmen der Emergency-Hilfe auch nicht angetreten. Wir haben ihnen aber zumindest für die nächsten Monate den Druck genommen und mit dem BSF auch längerfristig geholfen. Wollen wir hoffen, dass sie unter dem Druck der Lebensumstände nicht zusammenbrechen.[:]