[:de]Text von Ingrid, Regine und Uli selbst:

Hurra, wir sind Paten bei Chanrah und Sreyleh.

Wir, das sind Uli Schmidt, Ingrid Martin-Schmidt und RegineTreudt.

Im Januar 2011 war ich (Ingrid) ich zum ersten Mal mit Regine in Kambodscha. Wir waren begeistert von der Liebenswürdigkeit der Khmer und entsetzt über die Armut und den Müll.

Zurück in Deutschland suchte ich eine Hilfsorganisation und bei allen Vergleichen stach der kleine Neusser Verein durch seine unkonventionelle und direkte Arbeit hervor. Wir wurden Mitglieder im kleine Hilfsaktion e.V.

Im Januar 2012 flog ich wieder nach Phnom Penh, dieses Mal mit Uli, den ich inzwischen mit meinen Reiseberichten infiziert hatte. Ihm erging es wie uns im Vorjahr. Wir besuchten in Banan Mr.Bong und David von der Organisation Bareebo und trafen dort Roland und Gregor von der kleinen Hilfsaktion, die sich gerade auf Ihrem Hilfstrip 2012 befanden. Wir hatten auf Rolands Bitte hin einen  Rollstuhl und Krücken mitgebracht. Wir konnten einen ganzen Tag ihre Arbeit begleiten, uns Soforthilfeprojekte ansehen und unseren Rollstuhl persönlich einem schwerstbehinderten Mädchen übergeben. Im 2011 für wohnsitzlose Familien gegründeten Dorf Chy Hong Village hofften wir, eine Patenschaft für ein 13-jähriges Mädchen übernehmen zu können. Doch das scheue Mädchen konnte oder wollte nicht reden. Nur Mr. Bong (Bareebo) hatte überhaupt eine Chance, etwas von ihr zu erfahren. So fuhren wir wieder weg und setzten unsere Süd-Ost-Asien-Reise fort, aber das Mädchen ging uns nicht mehr aus dem Kopf. Einige Tage später meldete sich Roland bei uns und fragte, ob wir die Patenschaft für einen kleinen Jungen (Vichia) ohne Füße und nur einer Hand übernehmen wollten. Wir überlegten nicht lange und sagten zu.

Im Januar 2013 ging es wieder nach Banan. Regine konnte wegen eigener Krankheit leider nicht mitfliegen, aber wir wollten endlich unser Patenkind sehen. Aber Vichias Familie lebt nicht immer in Banan und muss manchmal für längere Zeit als Gastarbeiter nach Thailand, um überleben zu können. Somit ist die ständige Förderung von Vichia bzw. die Kontrolle dieser Förderung durch die kleine Hilfsaktion nicht möglich. Wir waren ein bisschen enttäuscht.

Chanra und Srealeah 2012 (noch depressiv, aber schon sicher)

Chanra und Srealeah 2012 (noch depressiv, aber schon sicher)

Aber Roland und Mr. Bong erzählten uns von zwei Mädchen aus dem Dorf Chy Hong, die seit April 2012 das Dorf verlassen hätten und gegenüber von Bareebo wohnten. Wir gingen sofort mit Mr. Bong zu ihrem Haus. Eine der beiden, Chanrah, war das scheue Mädchen vom letzten Jahr, das uns so lange nicht mehr aus dem Kopf gegangen war :-)  Sie war nicht mehr wieder zu erkennen. Sie lächelte, unglaublich. Das zweite Mädchen hieß Sreyleh, ebenfalls aus Chy Hong Village. Sie hatten wir  im Vorjahr nicht im Dorf angetroffen. Die beiden sind jetzt ca. 14 Jahre alt.

Chanrah lebte mit ihrem blinden Vater, ihrer Stiefmutter und 4 Halbgeschwistern in Chy Hong Village und hatte die Schule nur bis zum 7. Lebensjahr besucht. Mr. Bong hatte sie nach unserem Besuch 2012 gefragt, warum sie so unglücklich sei und unser Angebot für ein Sponsoring verweigert hatte. Sie erzählte ihm, dass sie schon so lange hart arbeiten musste in der neuen Familie des Vaters. Sie musste kochen, waschen, die Geschwister betreuen, auf dem Feld arbeiten oder in der minenverseuchten Umgebung Nahrung suchen und durfte nicht zur Schule gehen (Aschenputtel). Sie wollte einfach nicht mehr dort leben. Sie wartete auf eine Gelegenheit, abzuhauen. Dies ist extrem gefährlich für junge Frauen, weil sie ungebildet und gutgläubig fast immer in der Prostitution oder anderen sklavenähnlichen Situationen enden. In ländlichen Gebieten sind professionelle Fänger unterwegs, diese Frauen aufzuspüren.

Sreyleh wohnte bei ihrer Cousine Cheeut (27) in Chy Hong Village, ihr Alter konnte sie nur schätzen. Ihr Vater war verstorben und die meiste Zeit ihrer Kindheit war sie bettelnd mit der alkoholkranken Mutter durch den Distrikt gezogen. 2011 nahm ihre Cousine Cheeut  Sreyleh zu sich, weil sie erkannte, dass die Mutter zur Betreuung unfähig war. Sreyleh hatte nie eine Schule besucht, wusste nicht einmal, wie viele Wochentage es gibt (!) oder wie viele Stunden ein Tag hat. Sie half ihrer Cousine ähnlich wie Chanrah im Haushalt und auf dem Feld.

Chanrah und Sreyleh in ihrem neuen Zuhause

Chanrah und Sreyleh in ihrem neuen Zuhause

Die Mitarbeiter, vor allem unser über alles geschätzter Mr.Bong waren über Sreyleh’s Geschichte fassungslos. Cousine Cheeut unterstützte dann kräftig den Plan, den beiden Mädchen außerhalb des Dorfes mit Hilfe von Bareebo und der kleinen Hilfsaktion eine Schul- und Berufsausbildung zu ermöglichen. Auch die Eltern von Chanrah wurden in den Plan mit einbezogen.

Nun leben beide nur 25 Min. entfernt von ihren Familien gemeinsam mit Mitarbeitern von Bareebo in einer sicheren und sauberen Umgebung. Täglich unterrichtet eine junge Studentin die beiden Mädchen. Und wie gut sie schon diese schwere Schrift erlernt haben, zeigten sie uns auch gleich. Wenn sie den nötigen Wissensstand erreicht haben, können sie vielleicht eine Regelschule besuchen. Nach dem Schulunterricht gehen sie zu Bareebo. Dort lernen sie deren breitgefächertes Arbeitsfeld kennen: Hygiene, Wasseraufbereitung und Lagerung, das Anlegen von Gärten, Geldsparstrategien und die Vorbereitung der Workshops und Trainings für die Dorfbewohner und vieles mehr.

Wir konnten uns ein Bild davon machen wie und wo sie jetzt leben. Und wir wissen, es sind Menschen da, die sich um sie kümmern wie eine Familie.

Uli, Chanrah, Ingrid und Sreyleh 2013

Uli, Chanrah, Ingrid und Sreyleh 2013

Gemeinsam mit Regine übernahmen Uli und ich die Patenschaft für beide Mädchen und sind glücklich, dass wir „unserem Mädchen“ vom Vorjahr doch noch helfen konnten.

Mit Chanrah, Sreyleh und ihrer Lehrerin verbrachten wir einen wunderschönen Tag in Battambang, waren essen und natürlich Klamotten kaufen  ;-) .

Wir möchten uns bei Bareebo und demkleinen Hilfsaktion e.V. bedanken, ganz besonders bei Mr. Bong. Ohne sein Einfühlungsvermögen wäre diese Unterbringung außerhalb der Familien bestimmt nicht möglich gewesen und die beiden Mädchen vermutlich für immer verloren.

Vielen, vielen Dank.[:]