[:de]DSC_5266Es ist der zweite Tag unseres Hilfstrips. Heute stehen 5 Notfall-Projekte auf dem Plan. Wir fahren mit dem gesamten Team raus. Wir besuchen als erstes eine alte 76jährige Dame. Sie passt gerade auf ihre 2- und 7jährigen Enkeltöchter auf, die anderen 3 Enkeltöchter (9, 13 und 15 Jahre alt) gehen schon zur Schule.

Sie lebt in ihrer simplen Hütte unmittelbar neben der etwas besseren Hütte der Tochter. Sie ist zu schwach, um weiter zu arbeiten, besonders ihre chronischen Lungenprobleme sind sofort zu erkennen. Ständig fasst sie sich an den Oberkörper und klagt über Schmerzen. Mr. Bong vermutet TB.

Als ihr Mann verstarb konnte sie das bisschen Land, dass sie besaßen nicht mehr bewirtschaften. Stück für Stück finanzierte sie sich ihren spärlichen Lebensunterhalt damit und steht jetzt vor dem Nichts. Auch die Tochter, die nebenan ihre Hütte hat, kann nicht viel zu ihrer Versorgung zusteuern, sie hat selber 5 Kinder.

Auch wenn die alte Dame sicherlich sehr arm ist, ist mir noch nicht ganz klar, warum es sich um Emergency-Projekt handelt. Ich bohre weiter und versuche einen Ansatzpunkt für unsere Hilfe zu finden. Immer und immer wieder klagt sie über die Schmerzen in der Lunge. Sie hat ständigen Durchfall. Mr. Bong denkt, es handelt sich um Typhus. Natürlich hat die Dame noch nie einen Arzt aufsuchen können – nun kann sie es.

Wir checken die Wasser- und Sanitärsituation. 8 Menschen leben insgesamt hier auf die beiden Hütten verteilt, ohne Wasserversorgung und ohne Latrine. Sie schleppen das Wasser aus einem nahegelegenen kleinen Teich, der aber in der zweiten Hälfte der Trockenzeit nur noch ein Schlammloch ist. Zudem dauert das Wasser holen 30 Minuten, und das bei 40 Grad.

Wir vertiefen uns nochmals in ihre Gesundheitslage und stellen fest, dass sie unkontrolliert diverse Medikamente einnimmt. Vor allem die Antibiotika, die sie ohne Plan ab und an einwirft, sind lebensgefährlich. Diese Medikamente verkaufen Quacksalber, die besonders bei der meist ungebildeten alten ländlichen Bevölkerung auf dankbare Kunden treffen.

Wir haben nun genug Informationen. Sie muss dringend in ein Krankenhaus und medikamentös behandelt werden. Die falschen und viel zu starken Antibiotika müssen weg. Gleich am 9. Feb, in der Zeit, in der wir in Pursat (Zentralkambodscha) arbeiten, soll sie hier abgeholt werden. Noch vor Ort organisieren wir den Transport, klasse, die erste Hilfe läuft schon mal.

Was können wir noch tun? Sie braucht Mineralien und Vitamine, wir werden entsprechende Grundnahrung und Vitamin-/Mineralergänzungsmittel in das Küchenset mit einfließen lassen.

Michael checked noch die Augen. Einen leichten Katarakt (grauen Star) hat sie. Wir merken sie zur genaueren Überprüfung in unserem Katarakt-Programm fest. Sie kann 4 Finger nicht mal auf 2 Meter erkennen.

Bevor wir zur endgültigen Entscheidung kommen, wie wir vorgehen, schauen wir uns noch die Hütte der Tochter an. 5 Kinder und der Mann durch einen Unfall behindert. Die Hütte ist von der Grundsubstanz gut, vor allem das Wellblechdach ist für unser Vorhaben gut geeignet. Da wir die Wassersituation für die alte Dame und die 5 Kinder der Tochter nur durch die Installation eines Regenwasserauffangsystems (RRH) ändern können, entscheiden wir uns für folgende Kombination. Zwischen den beiden Hütten platzieren wir die 4.000 Liter Wasserkugel. Gespeist wird sie durch das Wellblechdach der Tochter, profitieren werden aber alle.

Unsere Maßnahmen im Einzelnen:

Maßnahmen
– Transport/Untersuchung/Medikamente Krankenhaus Battambang 62,-
– Kitchen-Set (Teller, Tassen, Gabeln, Messer, Fischsoße, etc) 8 Personen 75,50
– Schlaf-Set (Decke, Kissen, Bastmatte, Moskitonetz) für 8 Personen 109,-
– Kleider (traditionelle Sachen f. Oma, normale Sachen f. die Kinder) 84,50
– Reis 100 Kg (Oma) und 200 Kg (Familie) 135,-
– RRH 340,-
– BSF (Bio-Sand-Filter) 60,-

Gesamtaufwand: € 866,-

Fazit: Alleine dass wir die unkontrollierte Einnahme der falschen und zu starken Antibiotika gestoppt haben, war unser Eingreifen schon wert. Die Sicherheit und Unabhängigkeit bzgl. des Trinkwassers wird auch die Überlebens- und Entwicklungschancen der 5 kleinen Kinder entscheidend verbessern – klasse, vor allem, wenn man ihnen beim Fußballspielen mit Pascal und Michael zusieht J[:]