[:de]IMG_5317Wir sind immer noch in Knom Pol. Michael und Pascal und der Rest des Teams sind mit den Untersuchungen beschäftigt. Bong und ich leiten alle Aktivitäten, sind aber gerade abkömmlich. Wir entscheiden uns während der Zeit der Untersuchungen ein nahegelegenes Emergency (Notfall-)-Projekt zu besuchen. Jennifer Glindemann (Kinderhilfe-in-Kambodscha.org) begleitet uns interessiert und möchte sich unsere Notfallhilfe mal live anschauen.

Wir finden folgende Situation vor:

  • zwei Schwestern leben zusammen (48 und 41 J.)
  • die Ältere ist nicht da und versucht als Tagelöhnerin irgendwie Geld fürs Überleben zu verdienen
  • die Jüngere hat Kinderlähmung
  • Vater während der Pol Pot-Zeit (Khmer Rouge) getötet worden
  • Mutter vor zwei Jahren gestorben
  • die Hütte ist mit Worten nur schwer zu beschreiben und von Insekten stark zerfressen
  • außerdem ist die Hütte zu niedrig, so dass die „Wohnfläche“ während der Regenzeit völlig unter Wasser steht, ich zeige es hier auf den Bildern

Dann wird die Behinderte auf dieses Brett gehoben und muss dort verweilen. Wir reden gerade über drei Monate!

Wir sind geschockt, obwohl einiges gewohnt. Jennifer wird eigentlich das erste Mal so direkt mit einem Emergency-Projekt konfrontiert und kann ihre Tränen einfach nicht zurück halten, als wir gehen. Sie ist tief betroffen  :cry:

Jennifer ist sehr aktiv und produktiv. Wir beraten zusammen mit Mr.Bong, wie wir direkt und vor der nächsten Regenzeit helfen können. Übrigens zeigt Jenny gerade auf den Tümpel, dessen Wasser die arme behinderte Frau bisher (!) ungereinigt trinkt.

Unsere Maßnahmen im Einzelnen:

  1. wir holen Krücken und die Dame kann sich tatsächlich damit bewegen – eine einfache, aber für sie elementare, Verbesserung
  2. die Hütte ist völlig zerfressen und droht einzustürzen, außerdem ist sie zu niedrig – wir beschließen eine neue Hütte zu errichten, in der sie und ihre Schwester trocken durch die Regenzeit kommen
  3. Bio-Sand-Filter (BSF), damit sie das Wasser aus dem nahe gelegenen Tümpel wenigstens zu 98% filtern können
  4. ein Küchen-Set, bestehend aus einem Wasserkessel, einem Topf, zwei Tellern, Gabel und Löffeln, zwei Tassen und einer Schüssel
  5. Schlaf-Set, bestehend aus zwei Bastmatten, zwei Deckn, zwei Kissen und zwei Moskitonetzen
  6. 100 Kg Reis (reicht für die nächsten 3 Monate), das gibt Luft zum Durchatmen und nimmt den aktuellen Druck

Hier noch ein paar Bilder des Ist-Zustandes:

Als wir gehen hat sie die Gewissheit, dass sie keine Angst mehr vor der Regenzeit haben muss. Bisher war sie bei steigendem Wasser darauf angewiesen, dass Sie jemand auf ihr Brett (!) hievt, das wird es in Zukunft nicht mehr geben. Also Jenny, kein Grund zu weinen, höchstens vor Freude ;-)  … ein wahnsinnig schönes und befriedigendes Gefühl was wir hier machen, danke an alle Mitglieder und Förderer.

Gruß aus der Ferne

Roland Debschütz[:]