[:de]DSC_8789Ja, diese Überschrift muss einfach so gewählt werden, Wenn auch manche Menschen im Alter merkwürdig werden, so gibt es auch hier Ausnahmen. Wir fahren nach ….. . Es ist ein weiter Weg, der an einer historischen Stelle endet. Hier errichtete der Diktator und Türan Pol Pot in den 70er Jahren einen 3 Km langen Staudamm. Besser gesagt Zwangsarbeiter mussten ihn errichten und jeder, der nicht mehr weiter arbeiten konnte, wurde sofort getötet. So hat der Damm mehr als tausend Menschen das Leben gekostet, ein denkwürdiger Ort. Pol Pot Regime – Khmer Rouge – das war vor etwa 40 Jahren. Die Dame, die wir heute besuchen hat während dieser Zeit 10 ihrer 12 Kinder verloren. Sie war damals bereits 75 Jahre alt. Wir kommen an und sind alle sehr gespannt. Es war eine längere Fahrt über staubige Straßen, teilweise recht schwer zu fahren, aber es hat sich für uns alle gelohnt.

Wir treffen eine 115 jährige an, die trotz der Sprachbarriere keine Möglichkeit auslässt um Frohmut zu verbreiten. Sie ist wirklich bemerkenswert nett und natürlich, wie fast alle Kambodschaner, sehr bescheiden. Ihre Tochter war alt und ist bereits gestorben, deren Tochter (ihre Enkeltochter) auch. Nun lebt sie bei den Urenkelkindern. Wir sind fasziniert und haben den Drang, ihr etwas Gutes zu tun. Also frage ich sie, ob sie irgendeinen Wunsch hätte oder irgendetwas gerne haben oder machen möchte. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten. Vor 30 Jahren, also mit 85, war sie das letzte Mal in Battambang, der „großen“ Provinzstadt, etwas 18 Km entfernt. Sie möchte mal wieder dort hin und schauen, was sich so verändert hat 🙄 .

Sofort beschließen wir, dass Sie mit ihrer Urenkelin dort hin fahren darf und ich lege noch einen drauf. Sie bekommt Geld, um Shoppen zu gehen. Ihre spontane Warnung : „Vorsicht, dass könnte teuer werden“ , sagt alles über den Geisteszustand aus – top.

Ihr gesundheitlicher Zustand ist für das Alter sicher o.k. , wir haben da nur wenig Vergleichsmöglichkeiten. Allerdings klagt sie über Rippenschmerzen aufgrund eines Sturzes. Pascal wird konsultiert.

Auch für ihn ist es eine ganz besondere Situation, sie ist mit Abstand seine älteste Patientin. Wichtig für ihn war dabei, auszuschließen, dass keine Rippen gebrochen sind. Nun ist Michael an der Reihe, eine Brille muss her. Die Alterskurzsichtigkeit setzt nun mal irgendwann ein, manchmal auch schon im Alter von 115 Jahren. Sie darf sich eine Brille aussuchen, wir kümmern uns um die Gläser.

Sie ist nicht sehr gut zu Fuß und wir überlegen, was wir tun können. Zuerst holen wir ein Paar Krücken vom Truck, aber das will nicht recht funktionieren, wir haben große Angst, dass sie stützt. Danach versuchen wir es mit einem Rollator, aber auch hier überwiegt die Angst, dass es ihr letzter Sturz werden könnte.

Sie lebt in einer Hütte unmittelbar auf der Rückseite des Damms. Sie sagt uns, dass sie noch nie über diesen Damm geschaut hätte und sie würde doch so gerne mal sehen, wie es dahinter aussieht. Kurzerhand holen wir den Rollstuhl vom Truck, setzen sie hinein und zeigen den Ururenkelkindern, wie sie die alte Dame gefahrlos oben auf den Damm schieben können. Gesagt – getan. Oben angekommen ist sie fasziniert und lacht, wenn auch ohne Zähne, fröhlich und befriedigt. Sie ist müde und möchte wieder runter, wir helfen, sie hinunter in die offene Hütte zu bringen. Bevor wir uns verabschieden sagen wir ihr noch 100 Kg Reis zu, damit kommt sie einige Monate über die Runden und hat die Option, sich wieder bei uns zu melden.

Unbeschreiblich diese tolle Frau und unbeschreiblich, was sie in ihrem langen Leben schon alles erleben durfte bzw. musste. Für uns alle ein ganz besonderes Projekt und eine tolle Erfahrung :-D[:]